Die Arbeit ist schon ein seltsamer Kosmos. Man kann viel lernen und lernt viele kennen. Sich selbst natürlich auch ein bisschen mehr.
Bevor ich anfing, als Angestellte zu arbeiten, dachte ich immer, dass es allein auf Fachkenntnisse ankommt, die angewendet werden müssen. Meine drei letzten Stellen haben mich eines Besseren belehrt: Fachkenntnisse lassen sich quasi nebenbei erwerben, vielmehr aber kommt es aufs Zwischenmenschliche an. Auf meiner jetzigen Position bspw. gab es schon vor mir eine Zeitarbeiterin, die jedoch nach sechs Wochen gekickt worden ist, weil sich meine Kollegin (die alteingesessene und einflussreiche Sekretärin) nicht mit ihr verstanden hat. Eine festangestellte Kollegin wäre sie aus diesem Grunde natürlich nicht so schnell losgeworden. Bei einer Zeitarbeiterin musst du nicht einmal Gründe angeben, um den „Einsatz“ zu beenden. Ich gefalle ihr offenbar besser, zumindest hatte sie noch nichts auszusetzen. Dafür kann ich nichts. Mögen und Gemochtwerden unterliegen nicht meinem Einfluss. Und trotzdem wird es so hochbewertet.
Dies bezieht sich auf einfach und schnell zu erlernende Jobs wie die der Assistentin, Schreibkraft oder Sachbearbeiterin. Ich nehme an, dass es bspw. in Ingenieursberufen sehrwohl auf Fachkenntnisse ankommt. Ein gewisser Charme wird aber auch dort nicht schaden, Besserwissertum hingegen schon.
Das Aussehen spielt auch keine untergeordnete Rolle – gerade bei Frauen in Verkaufsberufen. Wahrscheinlich nicht bei Lidl an der Kasse, aber wenn es um Kundenakquise geht und das Verkaufen hochpreisiger Artikel, wie Autos oder Anzeigen, sollte man doch recht vorzeigbar sein. Als Sekretärin hat es mir bislang auch nicht geschadet, mich aufzuhübschen… Manchmal habe ich das Gefühl, dass das noch das angenehmste an diesem Job ist.
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