Es gibt jetzt Kameras, die sich auf Selfies (Selbstportraits) spezialisiert haben. Ich bin letztens auf so eine Werbung gestoßen: ein Model steht nachts allein auf einer hellerleuchteten Brücke, dahinter die ebenfalls hellerleuchtete Skyline einer (wahrscheinlich nordamerikanischen) Großstadt. Mit einem Arm hält sie dich Kamera weit von sich gestreckt und schießt ein Selfie.
Da Berlin mittlerweile ein Besuchermagnet ist, sehe ich (insbesondere im Sommer) viele Touristen, die ebendies tun: Selfies schießen. Oft sind es Pärchen. Wahrscheinlich ist es ihnen peinlich, einen Fremden zu fragen, ob dieser ein Foto von ihnen schießen könnte. Aber ganz ehrlich: viel peinlicher sind doch Selfies. In meinen Augen gibt es kaum eine selbstverliebtere Handlung.
Im Tagesspiegel hat ein Artikel eine neue Generation beschrieben, die als bislang erste gänzlich mit dem Internet aufgewachsen ist. Soll heißen, sie kennen die internetlose Zeit nur noch vom Hörensagen. Diese Generation, so schloss der Artikel, sei zwar narzisstisch, aber auch sehr erfolgsorientiert und äußerst kompetent, denn: es sei schließlich eine Herausforderung, nicht nur das analoge Profil, sondern auch die vielen digitalen zu pflegen.
Damit wurde vorrangig auf Facebook angespielt. Auch ich habe ein Facebook-Profil. Vor Jahren habe ich es erstellt und seither nicht mehr verändert. Weder habe ich meinen echten Namen angegeben noch irgendwelche zusätzlichen Eintragungen gemacht (Wohnort, Schule, Arbeitgeber, Lieblingsserien,…). Es hat ein paar Minuten gebraucht, es aufzusetzen, und mich nicht gerade vor eine Herausforderung gestellt.