Unerwünscht: Kritik auf Facebook

Es gibt jetzt Kameras, die sich auf Selfies (Selbstportraits) spezialisiert haben. Ich bin letztens auf so eine Werbung gestoßen: ein Model steht nachts allein auf einer hellerleuchteten Brücke, dahinter die ebenfalls hellerleuchtete Skyline einer (wahrscheinlich nordamerikanischen) Großstadt. Mit einem Arm hält sie dich Kamera weit von sich gestreckt und schießt ein Selfie.

Da Berlin mittlerweile ein Besuchermagnet ist, sehe ich (insbesondere im Sommer) viele Touristen, die ebendies tun: Selfies schießen. Oft sind es Pärchen. Wahrscheinlich ist es ihnen peinlich, einen Fremden zu fragen, ob dieser ein Foto von ihnen schießen könnte. Aber ganz ehrlich: viel peinlicher sind doch Selfies. In meinen Augen gibt es kaum eine selbstverliebtere Handlung.

Im Tagesspiegel hat ein Artikel eine neue Generation beschrieben, die als bislang erste gänzlich mit dem Internet aufgewachsen ist. Soll heißen, sie kennen die internetlose Zeit nur noch vom Hörensagen. Diese Generation, so schloss der Artikel, sei zwar narzisstisch, aber auch sehr erfolgsorientiert und äußerst kompetent, denn: es sei schließlich eine Herausforderung, nicht nur das analoge Profil, sondern auch die vielen digitalen zu pflegen.

Damit wurde vorrangig auf Facebook angespielt. Auch ich habe ein Facebook-Profil. Vor Jahren habe ich es erstellt und seither nicht mehr verändert. Weder habe ich meinen echten Namen angegeben noch irgendwelche zusätzlichen Eintragungen gemacht (Wohnort, Schule, Arbeitgeber, Lieblingsserien,…). Es hat ein paar Minuten gebraucht, es aufzusetzen, und mich nicht gerade vor eine Herausforderung gestellt.

 

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Meine Kollegin mag mich nicht mehr

Und ich habe keine Ahnung, was vorgefallen ist, dass es dazu kommen musste.

Doch offenkundig ist etwas vorgefallen, denn bis vor kurzem mochte sie mich ja noch. Sie kam immer in mein Büro und fing an, zu schnacken. Das war nicht immer interessant, aber immerhin eine Abwechslung zum unterfordernden Charakter der Sekretärinnentätigkeiten. Jetzt grüßt sie nur noch kühl und sucht nach Dingen, die sie an mir kritisieren kann. Ich bin mir keines Faux-Pas bewusst – und normalerweise fallen mir eigene Fehler sofort auf und sind mir sehr unangenehm. Doch diesmal muss ich einem Vorfall keinerlei Bedeutung beigemessen haben, sie aber schon.

Überhaupt werde ich nicht von allen gemocht. Natürlich kann man nie allen gefallen, theoretisch weiß und akzeptiert man das. Aber wenn man es dann tatsächlich merkt, ist das schon deprimierend. Denn man hat ja keinen Einfluss darauf. Manchmal stimmt die Chemie einfach nicht – und schwupps bist du unten durch.
So passiert mit meinem dritten Chef, mit dem ich glücklicherweise nicht oft zu tun habe. Er kritelt aber auch andauernd an mir herum. Es handelt sich Kleinigkeiten, aber sie werden mit einer solchen Vehemenz kritisiert, dass ich noch Stunden danach gedanklich damit beschäftigt bin.

Warum müssen es einige Leute einen immer wissen lassen, dass sie nichts mit einem anfangen können? Wenn ich jemanden nicht mag, gehe ich ihm aus dem Weg und lässt sich das Ausdemweggehen nicht vermeiden, so lächle ich trotzdem nett und bleibe freundlich. Wozu jemanden den Tag vermiesen?

Überhaupt ist die Halbwertszeit in diesem Job überschritten. Über zwei Monate arbeite ich nun schon hier. Stets dachte ich, da kommt noch was, da ist noch mehr. Das ist erst der Anfang. Und tatsächlich kam noch was, aber so wenig und in keinster Weise anspruchsvoller, dass mich die Arbeit einfach nicht mehr motiviert. Ich hänge durch. In einem Monat läuft mein Vertrag hier aus – und ich bedaure es nicht.

Zusätzlich wird meine Motivation dadurch gedämpft, dass ebendiese mich nicht mehr mögende Kollegin wiederholt darauf hinweist, dass ich auf keinen Fall übernommen werde, „selbst wenn die Krankheit von Frau O. von längerer Dauer sein sollte“. Denn ich kann ja nur bis 16.00 Uhr arbeiten, das sei aber inakzeptabel für diesen Job.

Komisch, dabei habe ich höchstens den Vormittag über etwas zu tun, den Rest des Tages verbringe ich damit, zu bloggen und Bewerbungen zu schreiben. (Insofern verdiene ich es wohl auch gar nicht, übernommen zu werden – mein Engagement hält sich zugegebenermaßen in Grenzen.)