Sexarbeit, so der politisch korrekte Ausdruck für Prostitution, ist in Deutschland legal.
Wer der Sexarbeit nachgeht, muss bspw. ein Gewerbe anmelden und Steuern zahlen. Dennoch ist SexarbeiterIn kein geschützter Beruf. Weder existiert eine Ausbildung noch ein Abschluss. In keiner Berufsberatung der Welt wird einem der Beruf des Sexarbeiters vorgestellt oder gar ans Herz gelegt. Zumindest gibt es (in Deutschland) ein paar Institutionen, die zum Einstieg als SexarbeiterIn beraten. Kassandra e.V. ist so eine in Nürnberg oder auch Hydra e.V. in Berlin.
Wenn es für einen bestimmten Beruf kein Zeugnis gibt, läuft er Gefahr, seine Legitimität zu verlieren. Im Bereich der Sexarbeit tritt dieser Sachverhalt noch einmal verstärkt auf. Hier und da werden Stimmen laut, man möge die Sexarbeit wieder verbieten, um den vornehmlich weiblichen Beschäftigten ihre Rechte zurückzugeben. Somit werden Menschenhandel und die damit verbundene Zwangsprostitution, Beschaffungsprostitution und Sexarbeit in einen Topf geworfen.
Generell gilt, dass Sexarbeit auch nur ein Job ist, der in erster Linie dem Broterwerb dient. Er bildet im Leben der Sexarbeiterin eine Facette ab – er nimmt nicht das ganze Leben ein. Was ich damit sagen will, ist Folgendes: Nur weil ich ein paar Stunden in der Woche blogge, bin ich längst nicht nur Bloggerin. Ich bin auch Mutter, Ehefrau & Geliebte, Volleyballerin, Zuhörerin, Journalistin, Berlinerin usw. – manchmal getrennt voneinander und manchmal eben auch gleichzeitig.
Die zertifizierten Sexarbeiter
Auch nur ein Job, aber mit Zertifikat, ist die Sexualassistenz. Kurz gesagt, handelt es sich hierbei um eine Spielart der Prostitution, denn auch hier wird eine sexuelle Dienstleistung gegen Geld angeboten. Die Zielgruppe allerdings spricht für sich: es sind Menschen, die unter normalen Umständen keinen Sex haben können, weil sie zum Beispiel schon sehr alt sind und im Seniorenheim leben. Angesprochen werden aber auch Menschen mit Beeinträchtigung körperlicher und geistiger Art. Sexualassistenten sind im Umgang mit ebendieser Zielgruppe geschult. Ihre Dienstleistung geht über weit mehr als den bloßen Coitus hinaus.
Prostitution? -Nein danke!
Ich denke, die wenigsten von uns können sich vorstellen, in der Sexarbeit tätig zu werden. Keine Ahnung, warum, aber wir ekeln uns allein bei der Vorstellung, mit jemandem intim zu werden, den wir nicht begehren. Wir ekeln uns nicht nur, wir finden es zudem unmoralisch. Sex und Liebe, das gehört doch irgendwie zusammen, oder? Zumindest sollte kein Geld im Spiel sein. Eine sexuelle Dienstleistung als eine Art Tauschgeschäft – nee, da läuft doch was falsch. Das geht doch nicht.
Bald also schließen wir von uns auf andere und schwupps haben wir ein gesellschaftliches Problem. Was wir nicht wollen, wollen die anderen doch garantiert auch nicht. Und wenn sie schon kein Zuhälter zwingt, dann zwingt sie eben die Armut. Komisch, dass dann niemand von „Zwangsputzkräften“ oder „Zwangsaltenpflegern“ spricht. Letztere arbeiten bestimmt auch nicht aus Lust und mit Leidenschaft…
(Nicht ohne Grund seufzen einige bei der Arbeit wohlwissentlich, dass sie sich „prostituiert“ haben, ohne dass in ihrem Job jemals Sex erforderlich wäre.)