Selbstständigkeit versus Festanstellung

Die Bewerbungsphase ist abgeschlossen, soll heißen: Ich bewerbe mich nicht mehr. Auch wenn mich Zeitarbeitsfirmen anrufen, weil sie neue Einsätze für mich haben – natürlich begrenzt auf wenige Wochen oder Monate – lehne ich ab.

So etwas nehmen sie einem übel. Da sind sie wirklich nachtragend. Wenn man einmal sagt „Nee, für zwei Monate lohnt sich der Aufwand nicht. Ich bin nur an längerfristigen Angeboten interessiert.“, kann man mit Gewissheit davon ausgehen, dass sie sich nie wieder bei einem melden.

Tja, so ist das halt. Ich habe es akzeptiert – und ich habe auch meine eigene Haltung dazu endlich akzeptiert und keine Gewissensbisse mehr, wenn ich derlei Angebote ablehne.

Nun denn, zurück zur Selbstständigkeit. Es hat mich Einiges an Überwindung gekostet, mir einzugestehen, dass es keinen anderen Ausweg gibt. Für mich war die Selbstständigkeit (oder Freiberuflichkeit) zwar immer schon eine verlockende Option – einfach weil ich supergern an eigenen Projekten arbeite. Aus finanzieller Sicht fand und finde ich sie jedoch äußerst unattraktiv.

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Das Betreuungsproblem

Am Abendbrotstisch habe ich mich mit einer Erzieherin unterhalten. Ich bin gerade in Köln und assistiere bei einem Seminar, das übers ganze Wochenende geht. Sie passt derweil auf die beiden Jungs einer Teilnehmerin auf.

Sie sagte, sie sei verwundert darüber, dass es Eltern in ihrem Kinderladen gibt, die ihre Kinder morgens halb acht abgeben und erst halb fünf wieder abholen. Typisch Westdeutsche, dachte ich bei mir.

Dann sagte sie noch, dass den Erziehern dadurch fast die gesamte Erziehungsarbeit zuteil wird, sie deshalb eine enorm wichtige Rolle für das Kind spielen, mit dieser Rolle vielleicht aber auch überfordert sind.

Weiterhin sagte sie, es gibt Kinder, die leiden richtig, wenn sie im Kinderladen abgegeben werden und dann leidet auch sie. Gerade die unter Zweijährigen sollten zu Hause bei ihren Eltern sein. Einige der Kinder stehen schon mittags am Gatter und fragen, wo Mama oder Papa bleiben.

Sie wusste nicht, dass ich meine anderthalbjährige Tochter ebenfalls den ganzen Tag lang fremdbetreuen lasse.

Ich nickte nur stumm, im Grunde hat sie ja recht. Sie kann es nicht beweisen und ich kann es nicht beweisen, aber im Herzen weiß es jede Mutter. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als bei meiner Tochter zu sein, aber als Hausfrau hat man keine Zukunft, weder in beruflicher noch in finanzieller Hinsicht.

Es gibt natürlich Studien, die besagen, dass es Kindern ab 12 Monaten keineswegs schadet, in die Kita geschickt zu werden. Die ganzen positiven Effekte kann sich jeder denken (soziales Miteinander unter Kindern usw.).
Aber den ganzen Tag lang?
Dann gibt es andere Studien, die nicht genannt werden, die durchaus negative Effekte belegen. Die sind politisch und gesellschaftlich ungewollt. Denn es mangelt ja an Fachkräften, also muss Mami schleunigst zurück an den Schreibtisch. (Es erinnert mich ein wenig an die DDR, in der es auch verpönt war, mit dem Nachwuchs zu Hause zu bleiben, und Kinder oft schon 8 (!) Wochen nach der Geburt in die Krippe gesteckt wurden. -Übrigens berichten die Mütter von damals mit Stolz davon, so als sei es ein Verdienst! Ja, dem Staat haben sie damit wohl einen Dienst erwiesen, aber ob man darauf so stolz sein kann? Es wurde ihnen vermutlich als Emanzipation verkauft…)

Doch egal, welcher Studie man glaubt, sollte man doch in erster Linie auf sein Herz hören. Insofern wünschte ich mir, dass unsere Gesellschaft offen wäre für alle erdenklichen Lebensentwürfe, nicht ausschließlich für den Entwurf einer verheirateten Frau, die Vollzeit arbeitet, obwohl sie mehrere Kinder hat. Ich würde gerne mit meiner Tochter zu Hause bleiben. Ich könnte es mir sogar finanziell leisten. Am liebsten aber würde ich Teilzeit arbeiten und sie schon nach dem Mittagessen abholen.

Alle Welt redet von mangelnden Betreuungsplätzen. Ich denke aber, es mangelt an Teilzeitstellen!

Aber dann denke ich an die Themen „Rente“ und „Altersarmut“ und es erscheint mir doch sehr riskant, nicht oder nur teilweise zu arbeiten.