Alte Eltern

Kürzlich hatte ich ein paar freie Minuten im Indoor-Spielplatz, als Spatzenliese und Spatzenkind nämlich gut gelaunt MITEINANDER spielten, ich demnach nicht als Entertainerin gefragt war.

Jedenfalls überflog ich kurz das Titelthema des aktuellen Spiegel, in dem es um das Phänomen der späten Eltern geht. Soll heißen: Väter und Mütter sind bei der Geburt ihres ersten Kindes oft schon über 35 Jahre alt.

Gleich vorweg: Späte Eltern wurden in dem Spiegel-Artikel äußerst wohlwollend betrachtet. Beim einzigen Kritikpunkt bemitleidete man die „älteren Herrschaften“ sogar, weil die Fruchtbarkeit sowohl bei der Frau als auch beim Mann mit zunehmendem Alter abnimmt, Fehlbildungen beim werdenden Kind häufiger vorkommen und auch Fehlgeburten zunehmen. So fit man sich mit 40 auch noch fühlen mag, das Kinderkriegen gestaltet sich einfach schwieriger.

Im Großen und Ganzen bin ich der Meinung der Autorin: an der späten Schwangerschaft ist absolut nichts auszusetzen. Denn, so wurde plausibel argumentiert, die Kinder der alten Eltern seien absolute Wunschkinder, die geliebt und äußerst gut behandelt werden. Finanziell werde ihnen alles ermöglicht, denn späte Eltern seien i.d.R. beruflich erfolgreich und gehörten zu den in den Speckgürteln deutscher Großstädte beheimateten Besserverdienern.

Außerdem hätten alte Eltern ihren persönlichen und beruflichen Weg gefunden, sie seien „im Leben angekommen“ – und das könne heutzutage eben bis zum 35. Lebensjahr dauern.

Lässt sich alles nachvollziehen.

Bloß hatte ich stellenweise den Eindruck, die Autorin sei der Meinung, späte Eltern seien den jungen überlegen. Wegen des beruflichen Status und ihrer damit erbrachten Leistung, dem Leistungsdenken, das sie ihren Kindern automatisch vermitteln und letzten Endes wegen des Geldes.

Der einzige Vorteil, den junge Eltern zu bieten haben, verdanken sie ihren agileren Samen- und ihrem Mehr an Eizellen. Auf dieses Fazit bin ich zumindest gekommen.

Unter der Zielgruppe des Spiegels dürfte der Anteil der Leser zwischen 20 und 30 Jahren eher gering sein. Insofern handelt es sich wohl um eine kleine Beruhigungspille nach dem Motte „nicht so schlimm, dass ihr so alt seid…“.

Trotzdem erstaunt mich der Hochmut, mit dem man hier jungen Eltern gegenübertritt. Klar, mit Ende Zwanzig leitet man noch keine Anwaltskanzlei. Man muss sich notgedrungen selbst mit dem Nachwuchs beschäftigen, schließlich kann man sich keine Nanny leisten. Und Urlaube an der Ostsee sind wohl auch wahrscheinlicher als an der Côte d’Azure. Doch seit wann lässt sich gute Elternschaft aufs rein Finanzielle reduzieren? Hier wird vom Spiegel einfach der schiere Materialismus propagiert.

Trotzdem komme ich nicht umhin, zu gestehen, dass es für mich einfacher gewesen wäre, erst einmal meinen beruflichen Weg zu finden und danach an Kinder zu denken. Hat man sich einmal etabliert, ist eine Auszeit wegen der Kinder ganz natürlich und der Weg zurück ins Berufsleben wird einem einfacher gemacht.

Die Frage ist nur, ob ich mich in diesem Falle überhaupt für Kinder entschieden hätte. Schließlich kann ein Job allein an Bereicherung und Auslastung genug bieten. Wozu dann noch ein Kind in die Welt setzen, das dass gesamte Leben wieder umkrempelt? Im Spiegel heißt es dazu, späte Eltern suchten nach einem Mehr (an Lebenssinn?), nachdem sie ja schon alles Materielle erreicht haben. Das Tüpfelchen auf dem i sozusagen.

Ein Kind ist aber kein einfacher Bonus. Ein Kind stellt eine Zäsur dar. Auch mit Nanny dürfte es schwerlich möglich sein, ein Kind einfach nur in sein bisheriges Leben zu integrieren, so wie man eine Figur in einen Setzkasten stellt. Man muss sein ganzes Leben danach ausrichten. Sind späte Eltern dazu überhaupt noch in der Lage?

[Mit diesem Post nehme ich auch gleich an der Blog-Parade von topElternblogs teil, die ebenfalls der Frage nachgeht, ob späte Eltern die besseren Eltern sind.]

Das Mommyblog-Phänomen

Noch immer kreisen meine Gedanken um die Vermarktung meines Blogs.
Orientiere dich an den Besten, heißt es ja immer so schön…

Da ich Mutter bin, habe ich mich recherchetechnisch auf Mütter-Blogs eingeschossen. Das Phänomen der mommyblogs ist zwar nicht neu – schon vor 10 Jahren begannen amerikanische Mütter von ihren Kind-und-Kegel-Erlebnissen zu berichten und ihre Sprösslinge zu portraitieren. Mir war es bis vor kurzem allerdings noch unbekannt. Umso erstaunter war ich darüber, dass sich auch in Deutschland ein regelrechter Hype entwickelt hat.

Die müssen doch was richtig machen (bezüglich des Marketings), wenn ihre Blogs so regen Zulauf erfahren, dachte ich mir…

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